Historie

Segelflugschule Thierfeld 1937‐ 1. Drachenfliegerclub Sachsen e. V. 2019

Ein kurzer Abriß

Geschichte

Das Anwesen der ehemaligen Reichssegelflugschule aus dem Jahre 1937, seinerzeit umgeformt aus einem klassischen Vierseitenhof aus dem 19. Jahrhundert, ist in Art , Anordnung und Geometrie, ein für die dreißiger Jahre typisches Ensemble von Nutzgebäuden der aufstrebenden Segelfliegerei, im damaligen Deutschland. Im historischen Kontext noch unter militärischem Aspekt, gestalten sich Werkstattgebäude und Herberge, mit Küche und einfachen Mehrbettzimmern, um einen Appellplatz mit Fahnenmast, dessen Zugang symmetrisch durch einen großen Torbogen gestaltet ist. Der Flugplatz Hartenstein‐Thierfeld, wurde etwa 1937 als Segelfluggelände eingerichtet. Die Flugzeughalle ist 1942 erbaut und das Gelände dann offiziell als Segelflugübungsgelände eingeweiht worden. Ab 1953, fand regelmäßig Flugbetrieb durch die Mitglieder der gegründeten Gesellschaft für Sport und Technik GST, statt. Die ersten Flugzeuge vom Typ „SG 38“ und ein „Baby II b“, heute museale Ausstellungsstücke, welche noch heute auf dem Flugplatz regelmäßig zu bestaunen sind, wurden aus serienmäßig hergestellten Bauteilen selbst gefertigt. Bis 1978 fanden regelmäßig Ausbildungs‐ und Leistungslehrgänge im Segelflug und auch der Fallschirmsprungausbildung, statt. 25 Jahre lang wurden auf dem Flugplatz Hartenstein‐ Thierfeld Generationen von Segelfliegern ausgebildet. Diese Tradition lebte mit der Gründung des 1. Drachenfliegerclubs 1990 wieder auf und wird seither fast 30 Jahre ohne Unterbrechung weiter mit Leidenschaft gepflegt.

Architektur und regionale Handwerkskunst am Objekt

Sächsisches Fachwerk, verschiefert über die Giebelseiten und zwischen Traufe und Gurtgesims, auf verputztem Natursteinmischmauerwerk (Schlettauer Gneis, Porphyrtuff und Ziegel), mit dem für die Region bezeichnenden, steil geneigten Satteldächern, den „fehlenden“ Dachüberständen an Ortgängen der Giebel, sowie die Deutsche Schieferdeckung, mit Kehlen und eingedecktem Ort, sind auch Dank der nahezu dreißigjährigen Pflege durch den örtlichen Fliegerverein, hervorragend erhalten und ablesbar. Die 1942 errichtete große Segelfliegerhalle, mit einer Grundfläche von ca. 25 auf 15 m, und flachgeneigtem Satteldach, ist ebenfalls nahezu original erhalten und bezüglich der Materialsprache, Natursteinsockel, mineralischer Kalkrauhputz und einer für die Region besonders prägenden „Kriecher‐ Deckerschalung“ (Boden‐ Deckelschalung, vertikal orientiert) die erst vor zwei Jahren durch den örtlichen Verein selbst fachgerecht und aufwändig saniert wurde, errichtet. Die einzigartige Zimmermannsarbeit des Dachtragwerks, welches mit gewaltigen, über 15 m freispannenden Gittertragkonstruktion in Holz, nahezu vollständig erhalten ist, muss dabei besonders hervorgehoben werden. Es ist davon auszugehen, dass ein derart unverändert erhaltenes und bis heute noch im ureigenen Zwecke seiner Errichtung, benutztes Objekt in Deutschland, nur schwer zu finden sein wird. Ein wertvoller Schatz der Gemeinde.

Bedeutung heute

Mit Gründung des "Ersten Drachenfliegerclub Sachsens e.V." wurde bereits am 31.01.1990 der Antrag auf Genehmigung des Flugbetriebes durch die Hauptverwaltung der zivilen Luftfahrt der ehemaligen DDR, wieder genehmigt. Der Flugbetrieb war danach für Flugzeuge und Hubschrauber bis 5,7 t zulässige Abflugmasse, aber auch für Segelflugzeuge mit Winden‐ und Flugzeugstart, für Fallschirmspringen und Ultraleichtflugzeuge, Hängegleiter und Gleitsegel, genehmigt und bis zum heutigen Tage betrieben. Der Flugplatz Hartenstein Thierfeld, ist in seinem Erhaltungszustand, vor allem in unmittelbarer und direkter Verbindung mit über 80 Jahren Fliegertradition, ein besonderes und zu unterstellen in Deutschland einmaliges Zeugnis, traditioneller Vereinsarbeit. Sie fördert pro aktiv den Nachwuchssport, bietet seit Jahren regelmäßig Plattform für andere örtlich ansässige Vereine und unterstützt mit Herz und Hand, die umliegenden Gemeinden bei Traditionsfesten und Traditionspflege. Regelmäßig finden hochrangige, internationale Wettkämpfe im Drachenfliegen, unter Beteiligung von holländischen, österreichischen, polnischen und tschechischen Piloten, statt. Pokale und Preise dafür, werden z. Bsp. in der Traditionsschnitzerei in Zschocken gefertigt. Der DHV e. V. , der größte Flugsportverein der Welt mit über 40.000 Mitgliedern, richtet im kommenden Jahr (2020) bereits zum zweiten Mal, sein deutschlandweit in der Szene viel beachtetes „Season‐Opening 2020“, aus.

Resümee

Damit ist der 1. DFS e. V., nicht unwesentlicher Bestandteil der gesellschaftlichen Struktur, insbesondere im Raum Hartenstein, Thierfeld, Zschocken. Die Verbindung zwischen historischer Bausubstanz und ihrer denkmals‐ und fachgerechten Erhaltung, innerhalb der Arbeit des gemeinnützigen Vereins 1. Drachenfliegerclub Sachsen e. V. im Bereich des Sportfliegens, dürfte seinesgleichen in unserem Lande suchen. Es ist ausgewähltes Beispiel für ehrenamtliche Arbeit in Gemeinschaft, mit ausschließlich ideellen Interessen und damit ein ganz besonders wichtiger und erhaltenswerter Baustein im gesellschaftlichen Zusammenleben unserer unmittelbaren
Region.